Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich ein langjähriger Nutzer von Fitness-Armbändern ohne Display bin. Ich habe mit dem Whoop 3.0 angefangen, bin auf das 4.0 umgestiegen und nutze seit einiger Zeit das Whoop MG. Insgesamt habe ich dieses Armband über 1000 Tage getragen und mich sehr intensiv mit dem Produkt und dem Markt auseinandergesetzt. Bisher gab es zwar klassische Alternativen wie Smartwatches von Apple oder Garmin und auch Ringe wie den Oura Ring, aber einen echten, direkten Konkurrenten zum Whoop-Armband – also einen Tracker ohne Display – gab es nicht.
Endlich, nach all den Jahren, haben wir einen solchen Konkurrenten: Amazfit Helio Strap*
Das Wichtigste vorab in Kürze:
- Preis-Leistungs-Verhältnis: Das Amazfit Helio Strap* kostet einmalig 100 Euro. Es gibt zwar eine optionale Abo-Funktion, diese ist aber meiner Meinung nach überflüssig und wird nicht benötigt.
- Genauigkeit der Primärdaten: Die Pulsmessung, die wichtigste Primärdatenerfassung, ist beim Amazfit Helio Strap merklich besser als beim Whoop, das besonders bei Alltagsaktivitäten wie Haus- oder Gartenarbeit den Puls oft überschätzt. Da alle sekundären Daten (Erholung, Anstrengung) auf dem Puls basieren, liefert das Amazfit hier die solidere Grundlage.
- Funktionsumfang und Akku: Das Armband bietet eine beeindruckende Akkulaufzeit von 10 bis 14 Tagen. Es fehlen zwar EKG- und Blutdruckmessung (die das Whoop MG bietet), dafür sind viele Garmin-ähnliche Fitness-Funktionen und sogar ein Kalorien-Tracker integriert.
- Zum Zeitpunkt Oktober 2025 trage ich seit mehreren Wochen nur noch Amazfit Helio Strap und nicht mehr das Whoop MG.
Ich habe das Amazfit Armband vier Wochen lang parallel zum Whoop-Armband getragen. Natürlich stellt sich bei solchen Vergleichen immer die Frage nach der „Wahrheit“ – welche Daten sind die richtigen? Das lässt sich am Ende selten eindeutig sagen. Ich kann daher nur meinen subjektiven Vergleich ziehen.
Nach den vier Wochen, in denen ich mit zwei Armbändern herumgelaufen bin (und öfter gefragt wurde, warum ich zwei Whoops trage), bin ich super begeistert. Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich Leuten, die noch keinen Tracker gekauft haben, in 90 % der Fälle eher den Amazfit Helio Strap als das Whoop-Armband empfehlen.
Hardware: Ein entscheidender Unterschied im Tragekomfort
Das Amazfit Helio Strap ist in meinen Augen funktionell fast identisch mit einem Whoop 5.0. Der einzige Unterschied zum aktuellen Whoop MG ist das Fehlen der EKG- und Blutdruckmessung. Wer diese Funktionen zwingend möchte, muss das im Kopf behalten.
Der erste Punkt, der mir positiv auffiel, ist die Befestigung. Viele feiern den Schließmechanismus des Whoop-Armbands. Mich persönlich stört er seit Jahren: Das Band ist mir immer entweder zu fest oder zu locker, und ich hatte oft Diskussionen mit dem Support, dass mein Band angeblich nicht richtig fest säße.
Ich liebe hingegen den Verschluss des Amazfit. Es ist eine total subjektive Sache, aber dieser Zugmechanismus, ähnlich wie bei den alten Apple Watch Armbändern, bei dem man es einfach zuziehen kann, ist perfekt. Ich habe das Band genau so fest, wie ich es haben möchte.
Ein weiterer Pluspunkt: Wenn ich Sport mache, trage ich oft meine Garmin Watch. Mit dem Amazfit-Band geht das ganz schnell. Ich ziehe es einfach ein bisschen am Handgelenk herunter, mache die Garmin Uhr darüber, und habe in fünf Sekunden beide Tracker nebeneinander. Das würde bei dem Whoop-Mechanismus nicht so einfach funktionieren.
Die wichtigste Metrik: Die Pulsmessung
Bei all diesen Geräten ist die Pulsmessung in meinen Augen das Wichtigste. Es gibt primäre Daten (insbesondere Puls, Körpertemperatur, HRV), die das Gerät direkt misst, und sekundäre Daten (Erholungsscore, Anstrengungsscore), die daraus kalkuliert werden. Wenn schon die Primärdaten falsch sind, ist alles, was hinten raus kommt, Mist.
Mein größtes Problem mit dem Whoop-Armband war schon immer, dass der Puls oft falsch ist. Ich sehe das im Vergleich zu meinem Garmin-Brustgurt, der als Goldstandard gilt. Das Whoop-Armband überschätzt den Puls ständig, insbesondere bei Haus- oder Gartenarbeit. Da hat man plötzlich einen Puls von 120 bis 130, obwohl er real vielleicht bei 80 bis 90 liegt.
Ich habe beim Amazfit relativ schnell gemerkt, dass der Durchschnittspuls viel korrekter ist. Auch andere intensive Tests im Netz haben ergeben, dass das Amazfit in bestimmten Messungen eines der exaktesten Geräte ist, das jemals getestet wurde.
Man kann also festhalten: Das Amazfit hat den besseren Pulsmesser als das Whoop. Damit hat man die viel besseren Primärdaten, und eigentlich könnte man den Vergleich hier schon beenden.
Akkulaufzeit
Ein großes Thema beim Whoop 5.0 (bzw. MG) ist der verbesserte Akku, der bei mir knapp 14 Tage hält (im Vergleich zu 5-7 Tagen beim 4.0). Amazfit wirbt, glaube ich, mit 7 bis 8 Tagen.
In der Realität war meine Erfahrung viel besser: In den ersten Tagen hatte ich die Blutsauerstoffmessung (SpO2) deaktiviert (das ist die Standardeinstellung). Nach neun Tagen hatte ich immer noch 30 % Akku und kam auf fast 14 Tage Laufzeit. Nachdem ich die Sauerstoffmessung aktiviert hatte, hatte der Akku nach elf Tagen immer noch 10 %. Die 10 bis 14 Tage sind der Hammer, wenn man bedenkt, dass das Gerät einmalig 100 Euro kostet und das Whoop-Abo jährlich mehrere hundert Euro.
Die App (ZEPP): Stärken und Schwächen
Die App zum Armband heißt ZEPP. Das finde ich irritierend, weil ich auf meinem Handy immer nach „Amazfit“ oder „Helio“ suche und die App dann nicht finde. Das Whoop-Armband heißt ja auch nicht „Heinrich“. Das sollten sie mal anpassen.
Ich finde die ZEPP-App teilweise sogar übersichtlicher als die aktuelle Whoop-App. Sie erinnert mich an die alten Zeiten von Whoop vor ein, zwei Jahren; damals fand ich die App viel besser. Heute ist Whoop überladen, und man findet nichts mehr wieder. Die ZEPP-App ist nicht unbedingt schicker, aber von der User Experience finde ich sie besser.
Einzig der „Gesundheitsmonitor“ (eine Funktion zur Ad-hoc-Messung mehrerer Werte) ist sehr versteckt, irgendwie unter dem Menüpunkt „Puls“, wo er meiner Meinung nach nicht hingehört.
Was Amazfit besser macht oder anders löst
- HRV-Zeitachse: Bei Whoop sehe ich morgens nur den finalen HRV-Wert (meist der letzte Wert vor dem Aufwachen). Amazfit zeigt mir den HRV-Verlauf als Zeitachse über die ganze Nacht an. Das finde ich eine coole Funktion, um zu beobachten, wie sich die Werte verändern.
- Schlaferkennung: Beide Systeme haben exakt zeitgleich erkannt, wann ich eingeschlafen bin. Da scheint derselbe Algorithmus hinter zu stecken. Die Schlafphasen-Aufteilung unterscheidet sich (Whoop zeigt bei mir meist mehr Tiefschlaf), aber ich achte persönlich sowieso nur auf den Trend über Wochen, nicht auf einzelne Nächte.
- Schritte zählen: Whoop hat sich jahrelang gegen die Schrittzählung gewehrt und sie dann schlecht implementiert. Die Messung ist oft komplett daneben. Im Vergleich hatte das Whoop immer grob ein Drittel mehr Schritte als das Amazfit. Da ich aus anderen Tests weiß, dass Whoop massiv überschätzt, bin ich mir sicher, dass Amazfit hier näher an der Realität ist.
- Kalorien-Tracker: Amazfit geht einen Schritt weiter als Whoop und hat eine Funktion zum Kalorientracken integriert (ähnlich wie Yazio). Man kann eingeben „Schnitzel mit Kartoffeln“ oder ein Foto machen, und die App schätzt die Kalorien. Das funktioniert mal mehr, mal weniger gut, aber es ist cool, dass es umsonst mit drin ist.
- Garmin-Anleihen: Das gesamte System von Amazfit orientiert sich stark an Garmin. Es gibt einen „Fitnesslevel“, einen „Trainingsstatus“ und ein „Ermüdungslevel“, was es so bei Whoop nicht gibt. Auch die Graphen nach einem Training sehen fast genauso aus wie bei Garmin.
- Erholungsmodell (Batterie): Whoop arbeitet mit dem morgendlichen „Recovery Score“ (in %) und dem über den Tag steigenden „Strain-Score“ (0-21). Amazfit nutzt, wie Garmin, ein Batterie-Prinzip („Bio-Charge“). Man wacht z. B. mit 75 % Batterie auf, läuft einen Halbmarathon, und die Batterie ist bei 10 %. Das ist weder positiv noch negativ, einfach ein anderer Ansatz.
- PAI-Wert: Amazfit hat einen „PAI-Wert“. Ich habe noch nie davon gehört. Man soll 100 Punkte pro Woche erreichen; ich mache viel Sport und habe es nur auf 30 geschafft. Den Wert habe ich daher ignoriert.
Was Whoop (noch) besser macht
- Das Tagebuch (Killer-Feature): Das ist für mich die absolute Killer-Funktion von Whoop. Das Armband berechnet Korrelationen. Diese sind zwar manchmal unlogisch (Beispiel: Wenn man Magnesium nur dann nimmt, wenn man feiern geht, sagt Whoop „Magnesium hat einen negativen Einfluss auf deine Erholung“), aber die Funktion an sich ist super. Sie ploppt jeden Morgen automatisch auf, sodass man das Ausfüllen nicht vergisst.
- Das Amazfit-Tagebuch: Bei Amazfit gibt es zwar auch so eine Möglichkeit, aber ich fand sie „mega doof“. Es gab komische Sachen zur Auswahl, ich habe nicht verstanden, wo ich die Korrelationen finde oder was die App mit den Daten macht. Sie ist außerdem irgendwo versteckt, weshalb ich sie nie genutzt habe. Hier bleibt Whoop einsame Spitze.
- Integrationen: Whoop integriert sich mit meiner Withings-Waage. Wenn ich mich wiege, wird das Gewicht automatisch importiert. Das habe ich bei Helio vermisst; dort muss ich es manuell eintragen.
- Stressmonitor: Beide Geräte haben einen Stressmonitor. Whoop unterscheidet aber zusätzlich in „Non-Activity Stress“ (also z.B. Stress im Büro) und „Sleep Stress“. Diese Unterscheidung finde ich prinzipiell cool, auch wenn Whoop bei mir immer nur 5 Minuten Schlafstress anzeigt, was die Metrik für mich irrelevant macht.
- Wöchentliche Ziele: Bei Whoop kann man sich individuelle wöchentliche Ziele setzen. Ich nutze das seit drei Monaten sehr viel, um mein wöchentliches Pensum zu verfolgen. Diese Funktion gibt es bei Amazfit nicht.
- „Healthspan“: Whoop hat diese „addictive“ Funktion, die einem sagt, wie viel jünger man biologisch ist als sein reales Alter. Das macht einfach Spaß und motiviert, auch wenn es wissenschaftlich fragwürdig ist. Das gibt es bei Amazfit nicht, aber ich bin sicher, sie werden es nächstes Jahr kopieren.
Probleme bei Amazfit
Ein Problem ist die Messung des VO2 Max. Amazfit kann das zwar, aber erstens wird der Wert nur gemessen, wenn man die Aktivität (und es geht nur beim Laufen) in der ZEPP-App startet. Ich habe in der Testphase mehrere große Fahrradtouren gemacht und mich gewundert, warum der VO2 Max nicht aktualisiert wird. Tja, weil Radfahren nicht zählt. Das ist schade, denn bei Whoop ist die Sportart dafür egal.
Das optionale „Aura“-Abo
Amazfit bietet ein Premium-Abo namens „Aura“ für 30 Euro im Jahr an. Ich habe es getestet und fand es unnötig.
Es beinhaltet personalisierte Einschlaf- und Meditationsmusik (ähnlich wie die App „Calm“), erweiterte Schlafberichte und KI-gestütztes Wellness-Coaching. Das Interessanteste sind vielleicht die erweiterten Schlafanalysen, aber das ist mir keine 30 Euro im Jahr wert. Verglichen mit den 200 bis 400 Euro, die Whoop im Jahr kostet, sind diese 30 Euro aber ein Witz.
Fazit
Das Amazfit Helio Strap* ist noch relativ neu, aber die Marke Amazfit (die übrigens nicht zu Amazon gehört) greift bereits Garmin mit Uhren und Ringen an. Da wird sicher noch sehr viel kommen.
Das Gerät kostet 100 Euro. Das ist eine sehr geringe Einstiegshürde, wenn man bedenkt, dass fast alle Smartwatches und Fitbits mehr kosten.
Meine Empfehlung: Wenn du noch kein Armband hast und kein Profi-Athlet bist, der zwingend die Blutdruck- und EKG-Funktion braucht, steig mit dem Amazfit Helio Strap ein. Wenn du dann merkst, dass dir das Spaß macht und du noch mehr Dateninformationen (insbesondere das Tagebuch und die Korrelationen) haben möchtest, kannst du immer noch auf Whoop wechseln.
Wenn du aber einfach nur die besten und genauesten Primärdaten haben möchtest, bin ich der Meinung, dass das Amazfit aktuell die richtige Wahl ist.
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