Seit ungefähr 2015 laufe ich regelmäßig. Als ich anfing zu laufen, war ich grundsätzlich fit. Ich war nicht dick, nicht zu dünn und ging regelmäßig mit Freunden Fußball spielen. Doch reines Joggen war für mich immer einer Qual. Ich erinnere mich noch ganz genau an die 1 Kilometer Läufe in der Schule. Ich habe sie gehasst. Abgrundtief! Danach war ich auch immer richtig fertig. Obwohl ich schon zu Schulzeiten stundenlang Fußball spielte, fiel mir dieser Lauf unglaublich schwer. Ich habe es nicht geschafft einen Kilometer am Stück zu laufen. Am Ende war ich immer wieder einer der Letzen, bei dem der Lehrer die Stoppuhr gedrückt hat. An die Zeiten erinnere ich mich überhaupt nicht mehr. Ich würde sagen, ich habe etwas zwischen 5 und 6 Minuten benötigt.

Nach zwei, drei Jahren Studium habe ich mir vorgenommen öfter Joggen zu gehen. Ich fing mit winzigen Schritten an. 2 Kilometer, 4 Kilometer, 5 Kilometer. Ich war richtig stolz, dass ich 15 Minuten am Stück laufen war. Mein Körper war so schlecht darauf eingestellt, dass ich nach einem Lauf immer Schmerzen hatte. Dabei sei zu betonen, dass ich eine Hüftdysplasie, sodass Laufen generell eigentlich nicht die allerbeste Idee ist. Ich sollte lieber Rad fahren oder schwimmen. Doch mit der Zeit wurde ich immer besser. 8 Kilometer, 9 Kilometer und irgendwann habe ich die heiligen 10 Kilometer geknackt. Auch da war ich richtig stolz auf mich.

Zu Beginn fiel mir schwer regelmäßig laufen zu gehen. Es war kein Teil meiner Routine. Ich wollte jede Woche 10 Kilometer laufen, sodass ich am Ende des Jahres theoretisch auf circa 500 Kilometer kommen müsste. Am Ende waren es dann um die 200 Kilometer. Doch irgendwann kam die Routine. Und damit auch weitere Erfolge. 10 Kilometer in unter 1 Stunde, also ein Schnitt von 6:00 Minuten.

Der Beginn meines Hobbys - Das Laufen

Als ich circa 2017 aus meiner Wohngemeinschaft auszog, wurde das Laufen immer mehr zur Routine. Doch mehr als 10 Kilometer lief ich kaum. Es war auch keine große Leidenschaft. Ich habe es einfach gemacht, um mich mal auszupowern. Bis zu dem Tag, als ich auf Instagram an einem Gewinnspiel teilnahm. Roxi, beziehungsweise RoxisEcke, verloste fünf Teilnahmen an einem Xletix Lauf. Meine erste richtige Teilnahme an einem Gewinnspiel auf Instagram. Und das habe ich direkt gewonnen. An diesem Tag sah ich mich gezwungen mehr zu trainieren. Die genaue Distanz war noch nicht klar, aber 12 bis 16 Kilometer standen mir bevor. Inklusive dutzender Hindernisse, die einem weitere Kraft rauben. Ich ging ungefähr dreimal die Woche laufen und konnte am Ende gut 12 Kilometer zurücklegen. Der Hindernislauf hat großen Spaß gemacht. Ich stehe bis heute mit einigen Teilnehmer*innen noch immer in Kontakt. Aufgrund des vielen Matsch war Laufen allerdings die geringste Herausforderung. Ich war am Ende vollkommen fertig, das Training hatte mich allerdings super vorbereitet.

Xletix Lauf 2017

Einige Tage später entschied ich mich dazu, für den München Halbmarathon zu trainieren. Ich wusste, dass ich Ende Oktober in München sein werde. Also habe ich mir eine Trainings-App heruntergeladen, die es heute leider nicht mehr gibt. Mehrere Wochen folgte ich dem Trainingsplan. Mein großes Ziel: 21,1 Kilometer in unter zwei Stunden. Das ist eine Pace von ungefähr 5:45 Minuten. Ich folgte dem Plan recht genau und trudelte mehr als glücklich ins Münchner Olympiastadion ein. Ich war sogar etwas schneller. Es müssen um die 1:54:00 gewesen sein, also ein Schnitt von ungefähr 5:30 Minuten.

Von dieser Zeit an war Laufen eine neue Leidenschaft. Ein Sport, den ich seitdem mit viel Freude ausübe und vor allem sehr regelmäßig. Meistens lief ich einfach los, an anderen Tagen jagte ich persönlichen Bestleistungen hinterher. Einer dieser Tage war ein ungemein heißer Sommertag. Es waren über 30 Grad. Ich ging auf die Bahn und wollte meine Bestleistung auf der 5 Kilometerstrecke schlagen. Am Ende lief ich die 5 Kilometer in knapp 21 Minuten (4:05) und die 10 Kilometer in knapp 44:00 Minuten (4:22). Das war im August 2018. Seitdem habe ich diese Zeiten nie wieder erreicht. Ich habe ab und zu mal eine 46:00 auf 10 Kilometer geschafft. Ich bin seitdem aber auch nie wieder diese Distanz auf einer 400 Meter Bahn gelaufen. Vor einigen Wochen war ich seit langer Zeit mal wieder auf einer Laufbahn und habe die zweitschnellste Zeit auf 5 Kilometern aufgestellt.

Ich nach dem Einlauf in das Olympiastadion
Ich vor dem Halbmarathon in München 2017

Doch was mich seit jeder begleitet sind Laufverletzungen. Vor allem das Knie macht mir immer wieder Probleme. Wenn ich nicht gerade beim Fußball umgeknickt bin, dann brennt das Knie. Immer und immer wieder. Es hat mich teilweise wirklich verzweifelt. Zwei, drei Monate habe ich trainiert, meine Leistung gesteigert und zack Schmerzen. Häufig musste ich dann mehrere Monate aussetzen. Mir konnte bisher ein Physiotherapeut oder Sportmediziner helfen. Insbesondere im Winter war das Knie sehr empfindlich.

Als ich Anfang 2020 wieder laufen konnte, stoppte mich eine OP, die mit dem Laufen nichts zu tun hatte, mich aber ebenfalls für mehr als drei Monate außer Gefecht setze. 2018, 2019, 2020. Jedes Jahr hatte ich diese 1.000 Kilometer vor Augen. Jedes Jahr wollte ich diese magische Zahl auf meinem Strava-Profil sehen. Doch jedes Mal stoppte mich eine Verletzung, die mich Kilometer um Kilometer kostete. So waren es mal 600 Kilometer und mal 900 Kilometer. Aber nie 1.000. Nachdem ich mich im Sommer 2020 wieder aufgerappelt habe und meine alte Leistung wiederherstellen konnte, lief ich Anfang November meine bisher schnellste Zeit auf 21,1 Kilometer. In 1:50:23 und einer Pace von 5:13 verpasste ich knapp die 1:49:59. An diesem Tag lief einfach alles rund. Und an diesem Tag, nach diesem persönlichen Erfolg beschloss ich für mich folgendes: 2021 sind mir Zeiten und persönliche Bestleistungen relativ egal. Mein Ziel für 2021: 1.000 Kilometer. Nichts Anderes zählt. Ich werde mich nicht krass anstrengenden Einheiten quälen, die mich verletzungsanfällig machen. Ich werde nicht, nachdem ich mehrere Tage nicht laufen war, als Ausgleich 20 Kilometer laufen. Ich laufe nicht dreimal hintereinander 10 Kilometer, obwohl ich zu kaputt bin.

So starte am 1. Januar die 1.000 Kilometer Challenge. Ich wusste genau, ich muss jede Woche ca. 18 Kilometer laufen und jeden Monat ca. 64 Kilometer zurücklegen, um am Ende des Jahres die magische Grenze zu erreichen. Also lief ich los. So wie Forrest Gump. Egal, ob Schnee oder Regen. Ich lief fast jeden Morgen los. Im Winter ging es um 5:00 Uhr morgens auf dem Haus. Jetzt im Sommer gegen 6:00 Uhr. Mindestens dreimal in der Woche und meistens ein oder zweimal am Wochenende. Ich war so motiviert, dass ich meine Ziele Monat für Monat übertroffen hatte. Mein Knie verschonte mich, Fußball mied ich, auch wegen Corona. Doch dafür hatte ich über mehrere Monate hinweg Atemprobleme. Immer wieder zog sich meine Brust zusammen und meine Leistung war miserabel. Da mir die Leistung relativ egal war, achtete ich auf meinen Körper und lief langsam. An manchen Tagen musste ich aussetzen, aber meistens ging es. Vor zwei Monaten gingen die Schmerzen zum Glück weg. Meistens zumindest. So konnte ich wieder mehr Fahrt aufnehmen.

Am Mittwoch, dem 28. Juli 2021 fehlten mir tatsächlich nur noch etwas mehr als 50 Kilometer. Mit jedem Tag, dem ich dem Ziel näher kam, stieg allerdings auch meine Angst. Die Angst vor einer Verletzung, die mich wieder mehrere Monate aus dem Training reist und den Traum von der 1.000 Kilometer Marke platzen lässt. Also nahm ich meine Füße in die Hand und ging jeden Tag laufen. Zum ersten Mal in diesem Jahr schonte ich meinen Körper nicht, sondern trieb ihn zur Höchstleistung. Donnerstag 10 Kilometer, Freitag 16 Kilometer, Samstag 22 Kilometer. Am Sonntag fehlten noch 15 Kilometer. 985 waren bereits absolviert. 134 Läufe. 7,3 Kilometer pro Lauf im Durchschnitt. Ich wusste, dass ich Unterstützung benötige, um mich noch einmal 15 Kilometer zu quälen. Also rief ich meinen Kumpel an. Dieser begleitete mich die letzten Kilometer auf dem Rad. Am 1. August war es dann so weit. An Lauf 135 im Jahr 2021 waren die 1.000 Kilometer erreicht. Ein unglaublich geiles Gefühl. Diesen Moment habe ich sogar auf Video.

Laufeinheit während des Sommers

Jetzt werde ich erst einmal einen Gang runterschalten. Die Hüfte wird sich freuen. Das Fitnessstudio vermisst mich auch schon etwas länger. Jeder Kilometer, der dieses Jahr noch kommt, ist Sahnehäubchen. Vielleicht gehe ich ja das rechtliche Jahr meinen persönlichen Endgegner an. Um 15 Punkte im Abitur für 1.000 Meter zu erhalten, muss man 03:01 laufen. Mein Rekord liegt laut Strava bei 03:50. Das wären 4 Punkte, also durchgefallen. Ende 2021 mein Sprint-Abi?